Kreuzfahrt Mittelmeer (2009)

Meine Tochter hatte mich überredet, mal eine Kreuzfahrt zu unternehmen. 2009 war es dann soweit: Im Mai ging es per Ryanair zuerst nach Barcelona, wo wir in einem Hostel übernachteten. Ja, Ryanair fliegt nicht direkt nach Barcelona, sondern nach Girona, aber von dort kann man für wenig Geld in einer Stunde Barcelona erreichen.

Das erste Problem war dann, das Hostel zu finden. Wir sind 3x daran vorbeigelaufen, bevor wir ein winziges Schild neben einem großen Tor gefunden haben 😉

Aber das Hostel hatte es in sich: Ein Treppenhaus mit Glasdach, eine riesige Treppe und ein uralter Fahrstuhl, in den wir und unsere 2 Reisetaschen mit Müh und Not reingepasst haben. Unser Zimmer hatte ein Fenster zum Treppenhaus – naja, warum nicht. Das Haus selbst lag mitten in einem Viertel, das von dem berühmten Architekten Gaudi entworfen wurde. Bei einem abendlichen Spaziergang konnte man so einiges bewundern, z.B. das hier:

Baum und Balkon aus einem Stück.

Am nächsten Tag hatten wir noch den Vormittag, um uns Barcelona anzuschauen.

Die Sagrada familia und der Beweis, dass ich wirklich dort war.

 

Tag 1

Nachmittags gings dann aufs Schiff: Die „Navigator of the seas“ der Reederei Royal Caribbean.

Auch wenn das Schiff riesig aussieht (und auch ist): Wenn man 3x den Weg zur eigenen Kabine gesucht hat, weiß man, wie man hinkommt. Ansonsten: Glas und Glamour, wo man hinschaut. Zuerst wurde aber die übliche Notfall-Übung durchgeführt. Alle Mann an Deck, und zwar mit Schwimmweste. Da standen wir dann ca. 30 min, in denen eine Passagierin uns alle mit einem Lach-Flash unterhalten hat. In dieser Zeit legte dann auch das Schiff Richtung Frankreich ab.

Tag 2

Wir hatten eine Innenkabine mit einem Fenster zur Mall. Nach einem opulenten Menü im Speisesaal und einer ruhigen Nacht (nein, so ein großes Schiff schaukelt nicht !), erreichten wir am nächsten Tag Villefranche-sur-mer in der Nähe von Nizza. Mit Tenderbooten konnte man sich aufs Festland bringen lassen.

Villefranche ist ein nettes buntes Städtchen mit einer einzigartigen Gasse, der Rue obscure. Sie ist fast völlig überbaut durch die Häuser, die rechts und links von ihr stehen.

Dank der Tatsache, dass alle Ausflugsplätze nach Nizza mit einem Reisebus inkl. Stadtrundfahrt schon ausgebucht waren, machten wir uns für einen Bruchteil des Preises und den öffentlichen Verkehrsmitteln selber auf den Weg. Ok, der Bus war proppenvoll (auf dem Rückweg auch), und wir haben tatsächlich erstmal eine Weile überlegen müssen, ob wir lieber Nizza oder Monte Carlo besuchen wollen. Aber Nizza war nicht übel: Wir saßen am Meer (TIPP: Der Strand besteht aus Kieseln !), schlenderten über einen riesigen Markt (ohne was zu kaufen) und aßen eine Pizza mit Live-Musik auf einem kleinen Platz in der Altstadt. Die Musik kam von einer älteren Frau, die sich anhörte wie Edith Piaf und die nur mit ihrer Stimme den ganzen Platz unterhielt.

Zurück auf dem Schiff ging es wieder in den Speisesaal. Wer noch nie eine Kreuzfahrt gemacht hat: Es gibt in der Regel zwei verschiedene Zeiten für das Abendessen. Hat man sich für eine entschieden, bleibt es auch für die ganze Reise dabei. Und man sitzt immer mit den gleichen Leuten am gleichen Tisch und hat den gleichen Kellner. Bei uns am Tisch saßen zwei Freundinnen aus dem Ruhrgebiet, ein Pärchen Anfang 30 aus Schwaben und ein Russe, der weder Deutsch noch Englisch konnte. Die Reise hatte er zum 60sten Geburtstag von seiner Familie geschenkt bekommen, und weil er nur Russisch konnte, war seine Tochter dabei, die seit 10 Jahren in Deutschland wohnte. Trotz Sprachbarrieren unterhielt Nikolay den ganzen Tisch (und die Nachbartische samt Kellner) mit seinen Zaubertricks.

Nach dem Menü gab es jeden Abend Unterhaltung im bordeigenen Theater: Mal eine Beatles-Coverband, mal eine Art Musical – und eine Ice-Show (ja, das Schiff hatte eine eigene Eisbahn !! Unter anderem …).

Tag 3

Am dritten Tag legten wir in Cagliari (Sardinien) an. Viele Passagiere haben das Schiff zu einem Landgang verlassen – wir nicht. Wir nutzen das warme Wetter und legten einen Pool-Tag ein. Immerhin wollten wir ja auch ein bißchen braun werden 😉

Tag 4

Weiter gings nach Palermo auf Sizilien. Hm … ich habe die Stadt einmal gesehen und muss es nicht nochmal machen. Sie ist laut, dreckig, der Verkehr ist irrsinnig. Die Autos fahren auf 2 Spuren in 3 Reihen und Rollerfahrer quetschen sich noch dazwischen. Wenn man die typischen farbenfrohen Touristengassen verlässt und einfach in eine Seitengasse einbiegt, sieht man ein andere Seite der Stadt:

Die eine Seite …

… und die andere.

Was aber interessant war: die Kapuzinergruft (le catacombe dei Cappuccini). Ok, das ist was für Leute mit einem Hang zum Morbiden. In der Gruft lagern 2000 Mumien ! Alle sind noch in ihren Kleidern zu bewundern, die meisten lehnen an der Wand. Berühmt ist die Mumie von Rosaloa Lombardo. Sie starb 1920 im Alter von 2 Jahren, wurde mumifiziert und in einen Glassarg gelegt und sieht heute noch so aus, als würde sie einfach nur schlafen.

Leider gab es noch mehr Negatives: Wir fuhren mit dem Taxi zurück zum Hafen und beim Aussteigen habe ich mein Handy im Taxi verloren, ohne es zu merken. Da es leise gestellt war, konnte ich den Taxifahrer nicht anrufen – und die Wagennummer habe ich mir natürlich auch nicht gemerkt. Tja …

Am Tag 5 ging es zurück nach Barcelona. An diesem Abend gab es das obligatorische Mitternachtsbüffet mit tollen Skulpturen aus Obst und Gemüse.

 

Noch ein Wort zu Kreuzfahrten an sich: Viele denken ja, das wäre nur was für Ältere – aber das war einmal. Auf den meisten Routen ist das Publikum bunt gemischt und das Bordprogrammm sowie die Freizeitangebote ebenso. Unser Schiff hatte neben der Eisbahn und den Pools noch ein Basketball-Feld, eine Spielhalle, Fitness-Räume, ein Casino, ein Minigolf-Feld undundund. Und wer einmal so eine Reise mitemacht hat, der ist infiziert. Mein Traum für die nächste Kreuzfahrt sind die Hurtigruten, die Postschiff-Route entlang der norwegischen Küste 😀

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