Madeira (2017)

Im November war ich für ein paar Tage auf der wunderschönen Insel Madeira. Sie liegt auf der Höhe von Marokko und deshalb wird es dort nie wirklich kalt. Madeira wird auch „Blumeninsel“ genannt, weil dort das ganze Jahr über etwas blüht.

Meine Reise hatte mal wieder toll angefangen. Der Flug nach Lissabon sollte um 6 Uhr losgehen – aber schon beim Einchecken morgens um 4 wurde ich informiert, dass es eine Verspätung von einer dreiviertel Stunde geben würde. Und da der Weiterflug nach Funchal 75 Minuten nach der Landung stattfinden sollte, würde das sehr eng werden. Das dachte wohl auch meine Fluggesellschaft und buchte mich kurzerhand auf einen anderen Flug ab Lissabon um – über drei Stunden später.
Anscheinend ist der Pilot der ersten Maschine aber eine Abkürzung geflogen, wir kamen noch halbwegs rechtzeitig an, so dass ich doch noch den geplanten Weiterflug nehmen konnte. Und sogar mein Koffer kam mit 😀

Ein sehr kleiner Teil der Inselhauptstadt Funchal. Das Wetter war nicht berauschend, aber dafür 20 Grad wärmer als in Deutschland 😉

Das Busnetz auf Madeira ist wirklich gut ausgebaut. Trotzdem habe ich mir ein Auto gemietet und bin damit erstmal zu meinem Guest house in der Altstadt von Funchal gefahren. Das ist jetzt nicht so einfach, wie es sich anhört. Die Gässchen dort sind schmal, sehr schmal. Und dauernd kommen einem Fußgänger entgegen. Von fehlenden Parkplätzen will ich gar nicht erst anfangen. Nach einer halben Stunde umherirren habe ich das Auto in einem nahegelegenen Parkhaus abgestellt und gut war. 24 Stunden kosten dort € 3,20, also war das auch ok.

Madeira ist wie die meisten Inseln aus einem Vulkan entstanden. Dementsprechend steil sind dort viele Straßen und Gassen. Ein paarmal hatte ich Angst um meine Bremsen, wenn es in der Stadt immer nur abwärts ging. Das hier ist ein Foto einer normalen (!) Steigung. Es gibt noch steilere … In einer Gasse sah ich den Hinweis „32% Steigung“. Es ist schon ein Nervenkitzel, wenn man so eine Gasse hochfährt, ohne zu wissen, ob das Auto das auch schafft. Gefühlt bin ich senkrecht eine Wand hochgeklettert. Mein TIPP: Wenn Ihr ebenfalls ein Auto mieten wollt, spart nicht an den PS !!! Mein Punto hatte nur 55 davon, die halbe Zeit bin ich nur im ersten oder zweiten Gang gefahren.

Mein Guest house ist aus dem 19. Jahrhundert, liegt aber nur ein paar Meter von der Küste entfernt, so dass man quasi vor der Haustür eine tolle Aussicht hat. Mein Zimmer ist auch alt und klein, aber gemütlich (sogar eine Mikrowelle steht drin). Leider ist das Nachbarhaus eine kleine Kirche, die alle Stunde bimmelt. Ich war wirklich auf die erste Nacht gespannt. Aber Glück gehabt, zwischen 21 und 8 Uhr hatte ich Ruhe 😉

Bevor ich weiter von Madeira berichte, muss ich von meiner Unterkunft schwärmen: Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie hier ! Das liegt hauptsächlich an der Besitzerin Grace und ihrem kleinen Team. Grace ist die Herzlichkeit in Person. Ich habe mich sofort angenommen und wie zu Hause gefühlt. Und diese Herzlichkeit steckt auch die meisten Gäste an. Bereits beim ersten Frühstück (alle sitzen an einem Tisch !) habe ich sehr liebe Menschen aus Deutschland und England kennengelernt. Roya, eine der Gäste, hat mich am gleichen Vormittag noch zum tropischen Garten begleitet. Und nachmittags … nein, das kommt noch 😀 Zuerst noch ein TIPP: Das Vitorina corte guesthouse

Was ich unbedingt machen wollte: Mit der Seilbahn zum Monte fahren. Das ist nicht ganz billig, aber es lohnt sich auf jeden Fall ! Also machte ich mich mit Roya auf den Weg.

In unserer Kabine fuhr noch ein älteres Ehepaar von einem Kreuzfahrtschiff mit. Das Schiff kann man gut auf dem nächsten Bild erkennen:


Die Seilbahnstation liegt übrigens direkt an der Küste, man kann sich also vorstellen, wie lange wir bis oben unterwegs waren.

Der tropische Garten ist einer von mehreren in Funchal und befindet sich praktischerweise direkt an der Endstation der Seilbahn. Er ist wirklich schön, groß .. und wieder nichts für Fußkranke. Wie alles auf Madeira geht es fast immer nur steil nach oben oder nach unten. Für diejenigen, die den Garten also nicht sehen werden können oder wollen: Hier ein paar Eindrücke:




Direkt neben dem Park gibt es eine der berühmtesten Straßen der Insel. Hier fahren die bekannten Korbschlitten zahlungswillige Touristen nach unten.

Es ging da wirklich Schlag auf Schlag. In 5 Minuten haben wir bestimmt 10-12 Schlitten gesehen.

Bereits beim Frühstück fragte uns Grace, wer Lust auf eine halbtägige Taxitour zu ein paar Aussichtspunkten hätte, mit abschließendem Essen in einem Restaurant irgendwo im Nirgendwo. Um 2 Uhr ging es dann für 4 von uns Gästen, Grace und unsere Taxifahrerin Susi los. Erste Station war die Aussichtsplattform Cabo Girão. In 580 Metern Höhe kann man hier die höchste Steilklippe Europas hinunterschauen – und steht dabei auf Plexiglasplatten. Also nur etwas für Schwindelfreie.

Unsere Truppe

Unter mir geht es nur noch abwärts

Auf der Weiterfahrt quer durch die Berge hielten wir irgendwo an einem Lokal und probierten (teilweise) eine Art Nationalgetränk: Poncha regional. Das ist weißer Rum, Honig und Zitronensaft. Beim ersten Schluck ahnte ich schon, was da auf mich zukommt. Das Glas war zwar klein, aber es dauerte ca. eine Stunde, bis ich den Rum nicht mehr merkte 😉 Wer es mal probieren möchte: Ein Glas reicht völlig ! Und anschließend solltet Ihr eine Zeitlang warten, wenn Ihr noch fahren müsst !
Das Lokal ist anscheinend ziemlich berühmt. An jeder kleinen freien Fläche inklusive der Decke hängen Visitenkarten von Besuchern aus aller Welt.

Ein weiteres Ziel war Porto Moniz, ein beliebter Badeort an der Nordwestküste. Porto Moniz ist bekannt für seine Natur-Pools. Regelmäßig schwappen die Wellen über die Kanten der Pools und halten so das Wasser frisch. Logischerweise wurde das Gelände drumherum etwas aufgepeppt.


An manchen Stellen hielt Susi, unsere Fahrerin, mitten auf der Strecke an. Sie zeigte uns stolz diverse Wasserfälle. Ok, ich bin von Island andere Dimensionen gewohnt und blieb still 😉

Wir wollten unbedingt den Sonnenuntergang fotografieren. Also sind wir hoch in die Berge gefahren. Relativ weit oben gibt es freilaufende Kühe. Eine war so interessiert an uns, dass wir einfach anhalten mussten 😀

An der gleichen Stelle hatten wir phantastische Ausblicke in Täler und die Wolken unter uns. Und auch einen Sonnenuntergang konnten wir dann erleben.


Irgendwann waren wir dann am Restaurant „irgendwo im Nirgendwo“ (den richtigen Namen habe ich vergessen). Das Essen war wirklich gut – und anschließend schlich sich das Personal des Restaurant hinter mich, stellte ein Stück Kokoskuchen samt Kerze vor mich hin, und das ganze Restaurant sang ein „happy birthday“ für mich. Ich war echt ein bißchen geflasht 😉

Kräftig Luftholen 😀

Für Tag 3 hatten Roya und ich kurzfristig beschlossen, mit der Fähre nach Porto Santo zu fahren. Ich hatte das auch schon von Freunden nahegelegt bekommen, die eine Woche vor mir auf Madeira waren. Die beiden Inseln sind ca. 45 km voneinander entfernt, die Überfahrt dauert etwas über 2 Stunden. Auf der Fahrt konnten wir in einiger Entfernung ein paar Wale sehen, damit hatte ich mir das „Whale watching“ gespart 😉

Funchal aus der Ferne

Sonnenaufgang über den unbewohnten Desertas Islands

Porto Santo hat nur ein paar tausend Einwohner und lebt hauptsächlich von den Touristen. Und die kommen gerne, weil es hier im Gegensatz zu Madeira tolle Sandstrände gibt. Einen davon besuchten wir auch und konnten dadurch noch etwas Farbe bekommen. Das Wasser war zwar kühl, aber annehmbar, und so kam ich dieses Jahr doch noch zu einem Wellenbad.

Wie schon oben erwähnt liegt mein Guest house in der Altstadt. Nur ein paar Meter weiter reiht sich ein Restaurant an das andere. Und noch etwas kann man dort sehen: Ca. 200 Türen sind bemalt oder anderweitig künstlerisch verziert. Hier nur ein paar Beispiele:




„Unsere“ Straße

Ganz in der Nähe gibt es eine Art künstliches und trockenes Bachbett. Dort trifft sich jeden Abend eine ganze Reihe von herrenlosen Katzen und wird gefüttert. Die Bedienung in einem Restaurant in der Nähe hat uns dann einiges darüber erzählt: Einige der umliegenden Restaurants verfüttern ihre Reste und Abfälle an die Katzen. Ab und zu schaut auch ein Mediziner vorbei und untersucht sie. Wenn jemand dann gerne eine Katze als Haustier hätte, kann er sich hier eine holen und ziemlich sicher sein, dass sie gesund und gut genährt ist.

Tag 4 war angebrochen und ich hatte mich auf den Weg ins Gebirge gemacht. Ziel war der fast 1900 Meter hohe Pico do Arieiro. Hier gibt es eine tolle Aussicht auf die Bergwelt und sehr gut angelegte Wanderwege. Allerdings gilt auch hier: Menschen mit gesundheitlichen Problemen rate ich davon ab. Die Wanderwege bestehen zur Hälfte aus Treppenstufen – und wenn man eine Treppe heruntergeht, muss man sie irgendwann auch wieder hochgehen. Ich bin selber ziemlich ins Keuchen gekommen. Aber die Aussicht ist wirklich gigantisch.



Ein Selfie in dieser Umgebung musste einfach sein 😀

Leider hat es mittendrin angefangen zu nieseln. Ich hatte zwar eine Regenjacke dabei, bin aber trotzdem nach ca. einem Kilometer wieder umgekehrt.

Am Abend ging Grace mit einigen von uns zum Essen in ein Fado-Lokal. Fado ist ein portugiesischer Musikstil, der meist von Leid, verlorener Liebe usw. handelt, also doch ziemlich schwermütig ist. Als Tourist versteht man in der Regel nichts vom Text, kann sich also ganz auf die Kunst der beiden Gitarristen und der Sänger konzentrieren. Die Sänger waren in diesem Fall die drei weiblichen Servierkräfte des Hauses, Mutter, Tochter und Schwiegertochter. Die hatten es echt drauf, besonders die Jüngste. Die sang mit einer wirklich beachtlichen Lautstärke und bediente gleichzeitig die Gäste. Es war mal wieder ein gelungener Abend.

Leider keine gute Aufnahme, aber man kann uns erkennen

An meinem letzten Tag ging es auf Shopping-Tour. Man will ja etwas mitbringen. Bei der Gelegenheit bin ich erstens Bus gefahren und habe mir zweitens das größte Shopping-Center der Insel angeschaut, das „Madeira Shopping“. Das sieht erstmal nicht spektakulär aus. Aber das liegt daran, dass es unterirdisch angelegt wurde. Ist man erstmal drinnen, dann hat man die Qual der Wahl zwischen über 100 Geschäften.

Im Reiseführer von Marco Polo wurde auch ein kleines Geschäft im Zentrum empfohlen, das Bonbons, Kekse, Marmelade usw. selbst herstellt. Auch da musste ich zuschlagen 😉
Und dann bin ich noch zum Mercado dos Lavradores gegangen, einem großen Bauernmarkt inklusive Fischhalle. Dort bekommt man alle möglichen Arten von Obst, darunter auch Ananasbananen. Die schmecken tatsächlich so wie eine Mischung aus den beiden Obstsorten und sehen auch ungefähr danach aus. Ebenfalls sehr lecker sind Anonas. Beide Früchte gibt es angeblich nur auf Madeira.


Morgens ist da normalerweise mehr los 😉

Wenn man den ganzen Tag unterwegs ist, dann bekommt man auch Hunger. Und da empfiehlt es sich, an einem der mobilen Stände oder in einem Geschäft ein Bolo do caco zu holen. Das ist das typische Fladenbrot auf Madeira und man kann wählen, ob man Knoblauchbutter pur oder mit Wurst, Schinken und Käse usw. haben will. Sehr lecker !

Wenn man auf Madeira etwas sehen will, dann sollte man auch eine Levada-Wanderung machen. Levadas sind kleine, künstlich angelegte Kanäle, die das Wasser aus den Bergen zur Küste transportieren. An vielen Lavadas sind „Wanderwege“ angelegt, die durch eine tolle Landschaft führen. Ich hatte mich für die Tour zu den „25 Quellen“ entschieden. Dort gibt es auch einen Wasserfall, den man bewundern kann.

Der Wanderweg beginnt an einem Forsthaus, dem Casa da Rabacal. Man kann dort nicht sein Auto abstellen. Es gibt aber weiter oben am Berg einen Parkplatz. Von hier aus läuft man dann ca. eine halbe Stunde – oder man nutzt den Shuttle-Bus für 5 Euro (Hin- und Rückfahrt). Ich habe in mich hineingehorcht und die zweite Variante gewählt.

Leider war das Wetter nicht so berauschend, es hat ab und zu ein bisschen genieselt und man lief durch die Wolken. Aber die Landschaft hat für alles entschädigt. Wer den Film „Jurassic Park“ kennt und die Szene am Anfang, wenn der Hubschrauber an der Küste entlangfliegt … so ungefähr sieht es dort aus.
Die Wanderung ist nicht so ganz einfach. Teilweise muss man auf 40 cm breiten Wegen aus Naturstein laufen, rechts neben sich die Levada, links ein Abgrund. Immer interessant, wenn einem dann andere Wanderer entgegenkommen. Aber ich habe sogar Familien mit Babies gesehen 😉 Und jetzt lasse ich einfach die Bilder sprechen:








Leider bin ich nicht ganz bis zu den Quellen gekommen, weil mir die Zeit davongelaufen ist. Aber was ich gesehen habe, hat mich begeistert.

Am Abend bin ich nochmal zu der Bar in meiner Straße gegangen und habe dort den Tag ausklingen lassen. Dann hieß es leider wieder Koffer packen … Auch Madeira gehört jetzt zu den Orten auf dieser Welt, die mich nicht das letzte Mal gesehen haben.

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