Malta (2015)

Als ich mir vor Jahren überlegt habe, wo ich mal mit meinem Sohn eine Woche Urlaub machen könnte, kam ich irgendwann auf Malta. Was mir damals gar nicht so bewusst war: Auch Malta ist beliebt bei Touristen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Briten, weil Malta bis 1964 britische Kolonie war. Aber auch immer mehr Deutsche zieht es dort hin. Eigentlich kein Wunder: Geographisch ist man auf der Höhe von Tunesien, politisch in Europa.

Der Inselstaat ist zwar klein, aber wahnsinnig reich an Geschichte. Man findet Belege, dass dort schon vor 7000 Jahren Menschen gewohnt haben. Und dadurch, dass Malta strategisch recht günstig im Mittelmeer liegt, wurde es immer wieder erobert: Von Phöniziern, Griechen, Römern, Vandalen, Arabern, Spaniern, Franzosen … nicht zu vergessen Kulturen, von denen man nur noch Tempelreste und Gräber gefunden hat.

Der Urlaub damals hat mich mit dem Malta-Virus infiziert. Die Insel ist einfach faszinierend, auch wenn sie recht karg ist (Wald im eigentlichen Sinne gibt es hier nicht) und nur eine Handvoll Sandstrände hat. Aber man kann jeden Tag etwas Neues erleben und entdecken. Für mich war klar: Hier mache ich nochmal Urlaub – und letztes Jahr war es dann soweit.

Malta im Landeanflug

Diesmal suchte ich mir ein Hotel an der Nordküste aus, mit direktem Blick auf die Nachbarinseln Comino und Gozo. Und wieder mal hatte ich Glück: Kein Meerblick gebucht, aber Meerblick bekommen 😀

Blick auf Gozo

Das Hotel hatte einen eigenen kleinen Sandstrand – den ich kein einziges Mal nutzte. Ich weiß auch nicht, irgendwie kam ich nicht dazu. Aber andererseits: So sehr wurde er auch von anderen Gästen nicht genutzt, obwohl das Hotel ziemlich ausgebucht war.

Hotel Ramla Bay Resort

Gleich ein Tipp vorneweg: Auto mieten auf Malta? Nein ! Für einen Bruchteil des Geldes kann man sich eine Wochenkarte für die Buslinien besorgen. Ich habe dafür 6,50 Euro bezahlt. Und ganz ehrlich: Im Bus sieht man auch was von der herben Schönheit der Insel. Bis zur nächsten Bushaltestelle ist es eigentlich nie weit – und auch wenn man vielleicht ein- oder zweimal umsteigen muss: Man ist dort im Urlaub und sollte Zeit genug haben 😉

Bei meinem ersten Aufenthalt 2008 gab es noch eine Reihe von alten Bussen. Und mit alt meine ich „richtig alt“. Wir sind mal in einem gefahren, der keine Tasten für den Haltewunsch hatte. Stattdessen verlief mitten durch den Bus an der Decke ein Seil, an dem man ziehen musste. Das hatte Charme. Leider wurde vor ein paar Jahren der Anbieter gewechselt – und damit kam eine komplett neue moderne Busflotte zum Einsatz. Naja, die sind klimatisiert, das hat im Sommer bei Temperaturen über 30 Grad auch was …

Was man sich unbedingt ansehen muss ist die Hauptstadt Valetta. Für die meisten Touristen beschränkt sich das dann auf das Viertel, in dem die Barrakka Gardens, die Co-Kathedrale und ein paar Dinge mehr zu finden sind. Aber selbst in diesem Viertel kann man einen interessanten Tag verbringen.

Tipp: Unbedingt empfehlenswert ist die „Malta Experience„, eine Multimedia-Show über die Geschichte der Inseln. Direkt am Vorführgebäude hat man einen herrlichen Ausblick über die Hafenanlage.

Eine 170°-Panorama-Aufnahme vom Hafen

Nach der Multimedia-Show gehts über die Straße in das ehemalige Hospital der Johanniter, das „Sacra infermeria“. Gegründet wurde es im 16. Jahrhundert und war eines der größten und modernsten Krankenhäuser überhaupt, besonders was Hygiene betraf. Jeder Patient hatte sein eigenes Bett, täglich wurde die Bettwäsche gewechselt, pro Patient gab es 2 (!!) Betreuer … Es gab je nach Krankheit verschiedene Abteilungen. Alles recht interessant – wenn man einigermaßen gut Englisch versteht. Übersetzungen gibt es leider keine 😉

In den Upper Barrakka Gardens, einer Art kleiner Park, wird um 12 Uhr eine Kanone über dem Hafen abgefeuert. Die Vorbereitungen dauern ewig, sind aber lustig anzuschauen. Zwei Soldaten (sie sehen so aus, wie man sich die englischen Besatzer im 19. Jh. vorstellt): einer lädt auf Kommando 2 Kanonen, der andere brüllt die Befehle und schaut dann minutenlang auf seine Armbanduhr, damit die beiden auf keinen Fall den richtigen Zeitpunkt zum Abfeuern verpassen. Man sollte mindestens eine Viertelstunde vorher da sein, damit man noch einen Platz in vorderster Reihe bekommt und alles sehen kann.

Die St. Johns Co-Cathedral wurde so genannt, weil sie sozusagen der Zweitsitz des maltesischen Erzbischofs ist. Es gibt eine Hauptkathedrale, St. Pauls , und zwar in Mdina, der (zeitweise) ehemaligen Hauptstadt der Insel. In der Co-Cathedral läuft man ab und zu über die Grabplatten verstorbener Ritter des Malteser-Ordens. Wer auf Kirchen-Prunk steht, der ist hier richtig.

Dass Malta reich an Geschichte ist, habe ich schon erwähnt. Ein Ziel, das man ansteuern kann, sind die Städte Rabat und Mdina, die nur durch eine Art Bundesstraße getrennt sind. Eine Besonderheit in Mdina: Die Straßen und Gassen sind leicht gebogen angelegt. Man kann von der Straße immer nur soweit sehen, wie ein Pfeil fliegen würde. Das wurde extra so gemacht, um die Stadt im Fall der Fälle leichter verteidigen zu können.

St. Pauls-Cathedral in Mdina

Wenn man über die Straße läuft, befindet man sich in Rabat. Auch hier gibt es ein paar Sehenswürdigkeiten. Ich war in den Katakomben unterhalb einer Kirche. Jahrhunderte lang hat man dort seine Toten bestattet, und zwar in unterschiedlichster Weise. Manche hatten einfach eine Nische in der Wand, manche richtige Kammern mit Vorräumen. Der Museumsführer erzählte uns, dass man heute noch Knochen finden kann. Ich habe darauf verzichtet, welche zu suchen 😉 Die Katakomben selbst sind fast ein Labyrinth und sehr eng. Mit meiner Größe kam ich gerade so durch die Gänge. Also nichts für Klaustrophobiker !!! Wer es sehen will: Wignacourt Museum.

Hier findet man auch eine Kammer, in der laut der Legende der Apostel Paulus mehrere Monate gelebt haben soll. Bibelfeste wissen, dass er auf einer seiner Reisen auf Malta gestrandet ist und dort sehr großen Eindruck hinterlassen hat (zum Nachlesen: Apostelgeschichte Kapitel 27 und 28).

Warum in die Ferne schweifen usw. … direkt am Hotel gibt es einen Bootsverleih, der auch Touren anbietet. Ich buchte eine Tour rund um die Insel Comino inkl. 2 Stunden Zeitvertreib in der Blauen Lagune. Die Fahrt war einfach toll: Die schroffe Küste, jede Menge Höhlen, in die wir teilweise auch hineingefahren sind – und dann die „Blue Lagoon“. Das Dilemma ist: Auf dem Sandstrand haben ca. 50 Leute Platz, anwesend waren aber eher 1000. Der Rest muss sich ein Plätzchen auf den Felsblöcken suchen – was nicht unbedingt bequem ist. Dafür ist die Aussicht klasse.

Panorama-Foto der Blue Lagoon, gegenüber sieht man Cominotto

Da ich eher der Typ bin, der sich die Gegend anschauen will, habe ich die zwei Stunden Aufenthalt genutzt und bin über die Insel marschiert. Ziel war St. Agatha’s Tower, ein riesiger Wachturm, von dem man einen phantastischen Ausblick über Malta, Comino und Gozo haben muss. Leider war der Turm an diesem Tag geschlossen, auf den offiziellen Seiten habe ich dazu nichts gefunden. Aber auch so lohnt sich eine Wanderung über die Insel, wenn man beeindruckende Perspektiven sehen will.

So vieles habe ich nicht gesehen, das kommt beim nächsten Mal in ein paar Jahren. Zum Beispiel verschiedene Tempel aus der Steinzeit, die Insel Gozo, der Süden …

Auf der Fahrt vom Hotel zum Flughafen habe ich mich mit dem Fahrer des Groß-Taxis unterhalten. Er hat mich gefragt, wie es mir gefallen habe. Und er schien erfreut (und ein kleines bißchen stolz) zu sein, als ich ihm erzählte, dass das schon mein zweiter Urlaub auf Malta und ganz sicher nicht mein letzter war, weil die Insel einfach toll wäre.

Zum Schluss noch ein paar Tipps:

1. Bloß gut eincremen ! Und für Männer wie mich empfiehlt sich eine Kappe oder ein Hut 😉

2. Die Insel eignet sich auch für Familien mit kleineren Kindern. Dann ist die Auswahl an Urlaubsorten allerdings etwas eingeschränkter (was natürlich von den Urlaubsvorlieben abhängt).

3. Eine ganze Reihe von Filmen ist auf Malta gedreht worden, z.B. „Popeye“ mit Robin Williams. Die Kulissen stehen immer noch. Einfach nach Popeye’s Village googeln. Und auf keinen Fall die Bootstour verpassen !

4. Die Malteser sind sehr höflich. Steigt man mit Baby oder Kleinkind auf dem Arm in einen vollbesetzten Bus, bekommt man in der Regel sofort einen Sitzplatz angeboten. Oder wenn man erkennbar im Rentenalter ist.

5. Ein Tipp, den ich von meinem Vater habe (und der weltweit Gültigkeit hat): Trinkgeld für den Room-Service gleich am ersten Tag bereitlegen. Die Zimmermädchen wissen dann, dass man spendabel ist und strengen sich gleich ein bißchen mehr an.

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